Biegen von Spanten und Wrangen Die Bootsform ist ein Multiknickspanter mit einer seitlichen Plattengangbreite von 18 bis 41 cm. Die Baumethode ist eine Querspantbau, etwas auch längs unterstützt durch die relativ starken Knickrohre, -stäbe. Für die Spanten und Bodenwrangen können unterschiedliche Formen und Halbzeuge eingesetzt werden. Neben geschnittenen Profilen, mit oder ohne geschweißtem Flansch, kamen Rechteckstäbe, I-, L und T-Profile in Frage, die dann gebogen werden müssen. In vielen Publikationen wird eine Vorrichtung gezeigt, die mit hydraulischen Wagenhebern funktioniert. Damit können sehr unterschiedliche Form gebogen werden, und dies mit relativ geringem Kraftaufwand. So eine Vorrichtung haben wir gebaut, die es ermöglicht, eine große Anzahl von Biegungen, möglichst kontrolliert und schnell (und auch genau) durchzuführen. Die gewünschten Winkel waren aus der Konstruktion bekannt. Für die Bodenwrangen konstant 10 Grad und bei den Spanten zwischen 3 und 8,5 Grad, jeweils von 180 Grad aus gesehen.
Begonnen
wurde mit dem Bau einer ersten Vorrichtung aus diversen Stahlrestteilen
und Widerlagern, die wir drehen ließen. Zwei Scheiben ca. 15 mm
stark, die geteilt dann die vier Halbbögen ergaben. Wir haben uns
für L- oder T-Profile zum Bau entschieden. Auf den Wagenheberkopf wurde ein oben abgerundeter Würfel aufgesetzt. Leider war es nicht möglich diesen am Heber mit einer Schraube zu fixieren. Eine Bohrung unten, im Durchmesser des Heberkopfes (5 mm tief) war dann aber ausreichend für eine seitliche Stabilität. In den Würfel wurde noch vorne ein Gewinde gebohrt für eine Schraube als Griff, der die Ausrichtung des Würfels parallel zum Profil erleichtert.
Scheiben und Zwischenscheiben, Winkel für Schiebelehre aufgesetzt, Würfel für Heberkopf mit Schraube nach vorne, und Winkelmesser mit verlängertem Arm.
Für die Dimensionen der Vorrichtung sollte man folgende Punkte beachten :
Die ersten Versuche mit L-Profilen waren nicht erfolgreich. Die Verwindung war sehr groß und damit unbrauchbar. Die T-profile ließen sich sehr gut biegen, ohne Verwindung. Es wurden verschiedene Testwinkel gebogen, auch bis zum Bruch. Die Veränderung des Steges waren bis zu den gewünschten Winkel nicht zu erkennen, erst nach ca. 5 Grad über den größten Sollwinkel (Verjüngung bzw. leichte Fließrisse). Begonnen wurde mit einem 4t Heber, mit dem man die 40 x 40 x 5 und 40 x 40 x 4 T-Profile sehr leicht biegen konnte. Für die 60 x 60 x 6 Profile allerdings musste ein 8t Heber angeschafft werden, um den Heber nicht zu überlasten. Die Dimension der Vorrichtung ließ den größeren Heber gerade noch zu. Jetzt galt es eine Art Mess- oder Zeigervorrichtung zu installieren, um wiederkehrende oder andere Winkel nach Einstellung zu biegen, ohne das Profil jedesmal für eine Kontrolle aus der Vorrichtung herausziehen zu müssen. Wäre für die 3 m langen Bodenwrangen sehr unhandlich gewesen. Messbar in der Vorrichtung war nur der (Biege-) Weg des Wagenheberstempels. Eine Winkelmessung konnte nicht durchgeführt werden, da der Winkelmesser nicht plazierbar war. Außerdem müsste dieser am Profil "beweglich" fixiert werden, um schon während der 4-7 Pumpbewegungen die Veränderung ablesen zu können.
Also
wurde eine Schiebelehre, mit dem Tiefenmessstab durch den oberen Querträger
geführt und auf die Biegefläche des Würfels am Heberkopf
angelegt. Die elektronische Anzeige war sehr von Vorteil, weil man die
Nullstellung bei leicht eingespannten Zustand des ungebogenen Profils
abgleichen konnte. Bei mechanischer Schiebelehre musste man noch zusätzlich
den Nullpunkt notieren und immer aktuell abziehen. Die Ablesung ist natürlich
auch viel einfacher. Wie
kommt man nun zu den jeweiligen Maßen für die Sollwinkel? Teststücke der jeweiligen Profildimension und ausreichend lang um über die Widerlager zu reichen, wurden, beginnend mit kleinen Winkel, systematisch stufenweise gebogen, jeweils aus der Vorrichtung gezogen und mit dem Winkelmesser nachgemessen. Der Biegeweg an der Schiebelehre und der erreichte Winkel im entspannten Zustand wurde notiert. Das ergab eine Meßreihe für jede Profilgröße in den gewünschten Winkelbereichen. Eigentlich entspricht Biegeweg und Biegewinkel keinem reinem geometrischem Verhältnis, da man die Überbiegung im Biegeweg mit nimmt. Aus diesen Meßreihen konnte man graphisch eine Kurve erstellen, die den Biegewinkel in Abhängigkeit vom Biegeweg zeigt. Die etwas gedellte Form am Anfang dieser Kurve ist auf die unterschiedliche Rückfederung bei kleinen Winkelbereichen zu suchen. Wichtig war aber die stetige Form im Bereich der Sollwinkel. In Excel ergaben alle Punkte im Sollbereich eine Funktion und damit eine Rechenformel für die Biegewege/Sollwinkel, für je eine Profildimension. Die
Biegestellen (Koordinaten der Knicke) auf den Profilen sind aus dem Plan
bekannt und könnten aufgetragen werden. Nun wird aber durch die Biegung
das Profil außen länger. Diese Änderung muss man berücksichtigen.
Deshalb wurde bei den o.a. Biegemeßreihen auch die Verlängerung
der Profile mitgemessen. Vor der Biegung markiert man außerhalb
der Biegestelle links und rechts der Biegemitte in gleichem Abstand je
eine Referenz. Nach der jeweiligen Testbiegestufe legt man in Verlängerung
von ungebogenen Steganteilen links und rechts ein Lineal an und mißt
die Abstände der Referenzmarken zum Schnittpunkt der Lineale.
Laufende
Längen für die Biegestellen und der zugehörige Winkel (eigentlich
180 Grad - w)
Die erreichte Genauigkeit war verblüffend. Nach der Biegung wurde sofort die Sehne der Profile gemessen. Hier lagen die Differenzen unter 3 mm (Wird dann beim Schweißern nicht so bleiben, wir werden sehen). Ebenso ergab das Anlegen an einen Plot die gleichen guten Ergebnisse in den Biegestellen Bei den großen Profilen für die Bodenwrangen (80 x 80 x7, Legierung 6082, härter als 6060) konnte die Biegung nicht nur an einer Position durchgeführt werden. Die Gefahr einer Überbiegung des Materials war gegeben, das lag nicht am dritten Heber mit 20 t Kraft, sondern am Biegwinkel von 10 Grad und der Legierung. Deshalb wurden 5 Biegestellen, im ca. 5 cm Abstand, nacheinander gebogen. Die damit erreichte längere Rundung der Biegestelle ist kein Problem bei der vorgesehenen Konstruktion, hier werden die Kielsteifen angeschweißt. Während man die Spanten einfach ablängt, war bei den Bodenwrangen noch die Symmetrie der gebogenen Profile zu erstellen. Die Marke der Biegestelle war nicht mehr unbedingt in der Mitte. Hier helfen eine (Holz-) Platte mit zwei kleinen Zylindern (Schrauben reichen auch), die symmetrisch zu einer Mittellinie links und rechts weit außerhalb der Biegstelle montiert liegen und zwei L-Profilen angelegt an den Steg auf jeder Seite, um damit den fiktiven Knickpunkt der Biegung festzustellen. Hierzu wurden zwei Metallsägeblatthälften (lagen gerade rum) mit ihren Löchern auf die L-Profile so genietet, dass diese Löcher in der Biegemitte übereinander lagen und mit einem Körner nachgerichtet werden können. An diesen Punkt wird nun die Holzplatte mit ihrer Mittellinie gelegt, die beiden Zylinder rangeschoben und über die Mittellinie eine neue Mitte am Profil markiert. Und es wurde von diesem fiktiven Knickpunkt, der auf der Holzplatte liegt ein gleiches Maß (120 cm) nach beiden Seiten aufgetragen, das man beim weiteren Bau als Ausgangsmarken für das Ablängmaß verwendet. Diese Vorrichtung wird dann auch zum Einrichten der Kielsteifen verwendet. Mit einem kleinen Schlitten können die trapezförmigen Kielsteifen in Tiefe und Winkel eingerichtet und für's Schweißen fixiert werden.
Die Marken der 5 Biegestellen, angelegte L-Profile mit Sägeblattenden ergeben die Symmetrieachse der Biegung. Die Hilfsplatte (hellbraun, die dkl. braune in der Stärke des Profilsteges aufgeklebt) mit einer Mittellinie und zwei hier nicht sichtbar, außen liegenden kleinen Zylindern zum Anlegen. Der fiktive Knickpunkt liegt in der Verlängerung der ungebogenen Profilstege auf der Holzplatte.
Die Profile müssen noch abgelängt und dabei auf Gehrung geschnitten werden. Die notwendigen Angaben findet man in einer wie o.a. Liste der Profildaten, gerechnet aus dem Verschnitt von Spanten mit den Wrangen sowie den Deckprofilen.
Noch ein paar Anmerkungen rund um diese Methode :
Die Ergebnisse : Einige der 18 Bodenwrangen, die nur aus 80x80x7 Profilen bestehen (exakt 10° gebogen, in Summe an 5 Stellen, um den Steg nicht zu überdehnen). Den Rest der Wrangen bilden Schotte und Tunnelwrangen.
44 Spanten 40x40x4 für 31 Profile. Den Rest bilden Schotte sowie Spanten mit T-Profilen 60x60x6 im Bereich des Motorraumes.
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